CONVERSATIONS THAT MATTER

Macht und Liebe versöhnen mit Barbara von Meibom

Im Gespräch geht es auch um die gegenwärtige Situation im Zeichen von Corona, aber auch um die Notwendigkeit des “empowerment” von Frauen, die hervortreten müssen und die weibliche Qualitäten nicht nur einbringen, sondern ihre Achtung und Wertschätzung einfordern müssen.

Heidi schreibt

Das Wort “Macht” hat heutzutage eine negative Konnotation. Wer Macht hat ist ganz sicherlich ein böser Mensch und wir guten Menschen müssen ihn bekämpfen, denn Macht haben ist nicht nur unmoralisch, es ist schlichtweg teuflisch und der Grund für alles Übel auf der Welt. Solche Glaubenssätze werden immer wieder angebracht als Rechtfertigung, “die Mächtigen” anzugreifen und sie vom Sockel ihrer Macht stürzen zu wollen. Und sollte der eine oder andere einmal selbst in eine Machtposition kommen, ja dann erkennt er die Möglichkeiten, die er damit hat. Und es ist seine Entscheidung, wofür er diese Macht einsetzen möchte.

Der langen Rede kurzer Sinn: die Abneigung derer gegen Macht, die selber keine haben, begründet sich auf den zugegebenermaßen zahlreichen Ereignissen, die von Machtmissbrauch gekennzeichnet sind. Dann schüttet man gern das Kind mit dem Badewasser aus, indem man jedwede Macht verpönt und von einer machtfreien Welt träumt, voll von Harmonie, Gleichheit und gegenseitiger Hilfsbereitschaft, wo man keinen Staat braucht und auch keine Macht. Wirklich?

Was würde ein Mensch tun und wie würde er sein, wenn er keine Macht hätte, etwas zu entscheiden und zu tun? Unser Leben braucht Bewegung und Initiative, ebenso wie deren Realisierung, und das geht nicht ohne Macht, ohne die Ermächtigung, das auch zu tun, was man geplant hat. Hätten wir sie nicht, würden wir im Dauerstillstand leben.

Jeder Mensch braucht seine persönliche Macht, wenn er ein glückliches und sinnvolles L eben führen will. Es ist die Macht, etwas zu erschaffen, es ist nicht die pathologische Macht, die Macht über andere Menschen und Lebewesen, wenn sie willkürlich und autoritär ausgeführt wird. Und nicht wohlwollend und umsichtig,  Ohne unsere persönliche Macht werden wir zum Spielball aller möglichen Außenkräfte, wir haben keine Möglichkeit, Grenzen zu ziehen und für uns selbst und unser Leben einzustehen. Depression oder der Versuch, selber in eine wie auch immer geartete Machtposition zu kommen, sind die logische Folge. 

Macht kann über andere indirekt ausgeübt werden durch Lügen und Manipulation, oder aber direkt durch die “Macht des Stärkeren”, der sich der Schwächere unterwerfen soll, damit das Spielchen weiter gehen kann. Das ist schmerzhaft für den Unterlegenen und er wird nach Auswegen suchen, auch hier wieder entweder im Außen (z.B. durch aggressive Gegenschläge) oder im Inneren, am besten durch das Entdecken und Entwickeln der eigenen persönlichen Stärke und Macht.

Für Männer war Macht immer eine Herausforderung, ein Ziel, das es zu erreichen galt. Das führte und führt zu Machtkämpfen, Kompetition um die Führungsetage und verkörpert das ungesunde Verständnis von Macht, die “Macht über”, die seit der 3. Entwicklungsstufe, der “egozentrischen Stufe” permanent unsere Welt beherrschte. Natürlich war es kein Spaß für jene Männer, die tief unten in der Macht-Hierarchie standen, ebenso wie für Frauen, denn sie und die Natur waren die bevorzugten Objekte des männlichen Strebens nach dem Ausüben von Herrschaft.

Es hat schon immer einige wenige Frauen gegeben, die sich den Herrschaftsansprüchen widersetzt und ihr eigenes Leben gelebt haben, oft um den Preis einer eigenen Familie. Heute haben wir Frauen die Möglichkeit, aus den alten Spuren auszutreten, unsere Qualitäten in die Welt einzubringen und damit eine Umkehr in der gegenwärtig männlich dominierten Welt zu bewirken. Aber wir sind fast immer ohne weibliche Vorbilder aufgewachsen, die zu ihren weiblichen Fähigkeiten stehen und  erfolgreich einsetzten konnten. Stattdessen glaubten wir, dem männlichen Prinzip nacheifern zu müssen, wenn wir eine Rolle im Außen spielen wollten. Das war und ist ein fataler Fehler., der die Übermacht an maskuliner Energie und ihre pathologischen Auswüchse eher noch verstärkt als sie zu nivellieren. 

Ein Grund für dieses kontraproduktive Verhalten von Frauen ist, wie schon gesagt, das Unwissen darüber, wie Dinge auf eine genuin weibliche Art geschehen könnten. Oder es ist die tiefverwurzelte Abneigung gegen Macht, wenn sie sich durch Frauen zeigt. EIne machtvolle Frau, die etwas bewirken kann – ohne Macht über andere zu beanspruchen, -wie die meisten ihrer männlichen Kollegen -, wird nach wie vor als “unweiblich” gesehen, als dominant, als ungehörig und unattraktiv. Ist es die alte Angst der Männer vor einer Frau, die ihnen überlegen sein könnte? Es gibt eindeutige Studien, die besagen, dass nach wie vor Frauen nach oben heiraten und Männer nach unten – mit der Konsequenz, dass machtvolle Frauen wenig mögliche Partner vorfinden, da diese ja noch machtvoller sein müssten als sie selber! 

Meine Gesprächspartnerin Dr. Barbara von Meibom kennt die männliche Welt sehr gut aus den Zeiten als Professorin an einer Universität. Die Übermacht an maskulinen Strukturen, Interessen und Vorgehensweisen führte sie dazu, die Universität zu verlassen und sich auf die Pilgerreise zu begeben in die Bereiche des menschlichen Lebens, die dort nach wie vor fast vollständig ausgeschlossen werden. Spiritualität und persönliche Entwicklung wurden ihr wichtiger als der Status durch Mitgliedschaft in anerkannten Institutionen der alten Art. Sie gründete ihre eigene Akademie und widmete sich dem Lernen und Lehren von jenen Inhalten, die an den öffentlichen Institutionen nicht anerkannt sind geschweige denn gelehrt werden.  Ihr besonderes Interesse liegt seit langer Zeit in der Ermächtigung von Frauen. Sie ermutigt sie, ihre eigene genuine Macht zu entwickeln und damit hinauszutreten in die Welt und eine Rolle einzunehmen im öffentlichen Diskurs. Sie mögen es wagen, zu ihren Fähigkeiten zu stehen, die Wichtigkeit selber anzuerkennen und dafür einzutreten, dass sie denen zu Gute kommen können, die sie heute dringend brauchen: Menschen, Tiere, Umwelt, Natur, die Erde.

Im Gespräch wird auch der Coronavirus angesprochen und die rein maskuline Art, wie ihm begegnet wird: Kontrolle anstatt Vertrauen, Bekämpfen anstatt Vorbeugen. Ausgrenzen und aggressive Behandlung anstatt sich Kümmern um das seelische Wohl der Betroffenen.

Wir Frauen müssen uns zu Wort melden. Das ist die Devise von Barbara, die ich voll unterschreibe.

Im  ONLINE SALON des”Integrales Forum”  für den 22. Juli 2020

Macht und Liebe versöhnen

0:00 Heidi Intro: ein Gespräch für das integrale Froum

1:40 Barbara stellt sich vor

2:55 Heidi spricht Corona an.

3:18 Macht und Libe in der Perspektive von Frauen. Macht ist Energie, neutral. Erwähnt Graf Dürkheim: Durchbruch zum Wesen. Mächtigkeit Ist den Menschen angeboren. Frauen dürfen weniger mächtig sein als Männer. Geschichtlicher Rückblick der “UNweiblichkeit”

6:40 Macht als Macht über, als erlebt, die eigene Macht nicht anerkannt, auch von den Frauen selber. Mysogenie, Frauenfeindlichkeit, was oft Frauen selbst sind, da wir aus dem Blick des Mannes in die Welt schauen. 

8:40 Verschieden Kulturen z.B. Masken tragen. 

9:10 Was Barbara erwirken möchte.

9:40 manipulative Macht versus genuine Mächtigkeit.

10:30 Horst Eberhard Richter: “Der Gotteskomplex”. Der Mann ist in die Herrscherrolle eingetreten: herrschen über die Frau und über die Natur. 

12:50 Das Leiden des Mannes/ der Frau ist …  Allmacht versus Ohnmacht

12:30 Ohmächtige brauchen immer Opfer., entweder man selbst, Kinder, auch Partner oder Vorgesetzte. Ungesunde Machtausübung. z.B. Denunzianten

14:30 Wie wird die Kriegskultur aufrechterhalten? Frauen tragen dazu bei, dass sich nichts wirklich verändert, obwohl wir das angeblich wollen.

15:50 Das falsche Selbst

16:25 Über Corona: Kontrollwahn greift durch. Männliches versus weibliches Prinzip, das Vettrauen wäre. Care- Arbeiten, weibliche Beschäftigungen, sind total vernachlässigt worden und durch drakonische Kontrollmaßnahmen ersetzt. Weibliche Themen wir Natur sind wieder in den Hintergrund gerückt. “Den Garten Eden pflegen” statt beherrschen/kontrollieren.

20:30 Der weibliche Lebenszusammenhang muss laut werden!

22:00 Symptombekämpfung versus Vorsorge. Lehre aus dem Virus: es hat da leichte Beute, wo etwas nicht in Ordnung ist. Klassisches Frauenwissen!.

23:20 Wie Barbara auf Corona reagiert: sie meldet sich wieder stärker zu Wort. Artikel und Blog. z.B. “Leben lernen”, “Sterben lernen”

26:00 Wie kann man mehr Wirkung erzeugen.

26:45 Barbara nennt eine Falle auf dem Weg: Frauen in der Politik. Gefahr: Kontrolle ohne Vertrauen = dunkle Seite des männlichen Prinzips wird als nachahmenswert erkannt. Frauen brauchen ein kraftvolles Bild von Frauen als Vorbild. A”ffidamento”, lernen von denen, die weiter sind.

29:10 Die Mutter kann als stützende Kraft nicht akzeptiert werden. Dann gehen Frauen in den Vaterbezug, ins männliche Vorbild – Entfremdung von uns selbst?

30:25 Es gab immer mutige Frauen, die jetzt auch entdeckt werden in der Geschichte.  Was wird unter weiblich verstabdeb? Care-Arbeit im Dienst der nännlich geprägten Gesellschaft.

32:15 Versöhnung von Macht und Liebe. Liebesmacht. Gefahr des aus dem Ruder laufn und zu Gewalt wird.

33:15 Wie kann diese Botschaft zu den Frauen gebracht werden? Erkennen, dass jeder Macht hat, wie man damit umgeht beobachten. Vorbild werden. Irrtümer und Fehler anerkennen können. 

35:20 Das stehen zur eigenen Schw#che ist ein Ausdruck der Stärke. Beispiel aus Barbaras Erleben.

37:50 Harriet Rubins: “Machiavelli für Frauen”. Nachfragen, Muster brechen,

39:00 In die eigene Kraft steigen, um die persönliche Macht zu leben.

39:25 Diana Eisler: “Kelch und Schwert” Übergang von einer Dominatorkultur zu einer partnerschaftlichen Kultur. Lernen, bezogen aufeinander unterwegs sein!

40:15 Die eigene Verantwortung wahrnehmen

40:50 Aus Aufstellungsarbeiten wird klar, dass es auch einen Schmerzkörper der Männer gibt, wegen langen Missbrauch in den Machtstrukturen

42 Die Chance nützen!!!

Über Prof.Dr. Barbara von Meibom

  Prof. Dr. Barbara v. Meibom leitet CommUnio und geht –  je nach Aufgabenstellung – Kooperationen mit Menschen und Institutionen ein, mit denen wir eine gemeinsame Vision teilen. Wir sind dankbar für ein Netzwerk mit jahrelang gewachsenen Vertrauensbeziehungen.

Im Zentrum unserer Arbeit steht die Entwicklung von Führungskunst, die dem Leben dient, von einer wertschätzenden Führungskultur und von Führungspersönlichkeiten, die fähig sind, die Potenziale von sich und anderen zu entfalten. Mehr über Barbara auf ihrer Webseite

In English see HERE   Ein Gespräch mit Jon Freeman über Männer, Frauen und Macht

oder Frauen und Macht HERE

ABOUT DR. BARBARA VON MEIBOM

Prof. Dr. Barbara von Meibom has been teaching Political and Communication Science at the Univ. Duisburg Essen in Germany. She is founder of CommunioInstitute for the Art of Leadership in Berlin with Senior Coaching and trainings in Spiritual Coaching, Self Awareness, Mindfulness and Spiritual Self-Management. “Dem Leben dienen – to serve life” is her commitment. Extensive studies in India led her to a synthesis of eastern and western spiritual traditions. She is a spiritual teacher and spiritual coach, teaching internationally. Barbara v. Meibom has published more than a dozen books and gives talks in Germany and abroad. At the 2016 IEC Conference in Hungary she was part of the hosting team and – together with Bence Ganti and Peter Kémeny – she led the European Constellation
She had the same role at the German Integral Conference in June 2017 in Berlin 

Barbara v. Meibom was born into a family, were women always took a leading role in their stand for women rights. For herself it was clear that she did not want to limit herself to this agenda. So she started a “masculine” career with “masculine” topics until she got to understand that she had chosen a dead end for her personal development. This led her to a profound reorientation in her personal and professional life.

 Looking back now to more than 40 years of her professional career the topic of Women and Power and Female Wisdom is of genuine importance for her. So the talk might relate to the following issues: Reshaping the notion of power; empowerment of women; letting go the victim role; development of a feminine consciousness which is more than prelingual and capable to differentiate and express itself verbally; bringing the female principle into the political, social and personal agenda. Barbara v. Meibom works on a 1:1 basis on these topics as well as with groups and with further trainings.   

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