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Ko-Kreative Gespräche: was ist anders?

HEIDI, MONIA, BIRGITTA AND MARIE-ROSE IM GESPRÄCH

Was ist ein ko-kreatives Gespräch? Die Frauen, die sich monatlich am virtuellen Brunnen treffen, um über “Gott und die Welt” zu sprechen, stellten sich diese Frage. Ihre Gespräche scheinen ko-kreativ zu sein. Was macht das aus und wie sind sie anders als “normale” Gespräche?

Die Erfahrung in normalen Gesprächen ist, dass jeder versucht, seine Meinung so schnell und so deutlich wie möglich darzulegen. Dazu gehört, dass man versucht, im eben Gesagten einen Anhaltspunkt zu finden, wo man am günstigsten einhaken kann, um das Wort an sich zu reissen und dann die Gelegenheit zu nutzen, das eigene “Schlau Sein” zu demonstrieren. Dabei wird die Richtung des Gesprächs oftmals verlegt auf andere Ziele, die vom Sprecher beabsichtigt sind.

WAS IST ANDERS?

Das ist anders beim ko-kreativen Gespräch. In der Juni-Ausgabe der “Frauen am Brunnen” sammelten wir die Charakteristiken für ko-kreativität im ko-kreativen Gespräch. Hier will ich sie zusammentragen.

  • Ko-kreativität entsteht, wenn die Gesprächsteilnehmer auf Augenhöhe miteinander sind
  • Es ist ein Entstehungsprozess, ohne feste Struktur und festes Ziel, aber mit einer Ausrichtung, einem Zielpunkt, der sich im Laufe des Prozesses verändern kann.
  • Man muss seine eigenen Grenzen überschreiten und Mut aufbringen, das zu sagen, was hochkommt, ohne zu wissen ob es “richtig” ist.
  • Man redet in die Mitte hinein und hört zu aus der Mitte heraus
  • Zuhören ist der Schlüssel, das Sprechen kommt in zweiter Linie
  • Stille im Hören, Sprechen und dazwischen. Man muss den Impuls, Stille-Löcher mit Geschnatter zu überbrücken, halten können und warten können, bis etwas Relevantes auftaucht.
  • Der Stress, etwas Schlaues sagen zu müssen und den richtigen Zeitpunkt dafür ausmachen zu müssen, fällt weg. Freude entsteht in der Entfaltung des Gesprächs.

Wir stimmten überein in der Erfahrung, dass manchmal jemand anderes in der Gruppe genau das sagt, was man eben selbst gefunden hat und sagen würde. Die Idee des kollektiven Felds, zu dem wir alle beitragen und aus dem wir alle Schöpfen: es ist dann nicht mehr die Leistung eines bestimmten Individuums, sondern die einzelnen Individuen sprechen das aus, was sie aus dem Feld aufnehmen und in Worte fassen können. (Siehe dazu die “Morphologischen Felder” von Rupert Sheldrake). Daraus folgt klar und deutlich, dass die Art und Weise, wie intellektuelle Leistungen heute mit Copyright geschützt werden, nicht notwendig das alleinige Verdienst jener ist, die vom Copyright profitieren. Birgitta nannte hier, dass für eine Anerkennung der Leistungen im kollektiven Feld ein Grundeinkommen nötig wäre. Meiner Meinung nach gilt das generell für all die Leistungen jener kreativen Leute, Künstler und mehr, die Neues erforschen und erfinden, was dann von anderen übernommen und zu Geld gemacht wird.

KO-KREATION MIT DEM UNIVERSUM

Monia bringt unser Thema in einen größeren Rahmen: Welche Voraussetzungen brauchen wir, um ko-kreativ mit dem Universum zu sein? Wir können unsere Gesprächsgruppe als begrenzte Sonderform des Universums betrachten, und die Stille, die immer wieder aufkommt, als unser zuHause betrachten und darauf vertrauen, was notwendig ist für die Emergenz und die Korrespondenz mit dem Universum. Man kann Klangschalen verwenden, um zurück in die Stille zu kommen, wenn das Gespräch zu schnell wird. Stille ist ein Ersatz für Struktur im Gespräch.

Zum ko-kreativen Gespräch brauchen wir eine radikal offene Haltung. Kreative Sichtweisen entstehen wie ein Sog von irgendwoher, aus dem sich das Neue, die Worte aus unserem Mund ergeben. Wir brauchen das Vertrauen, mit dem Sprechen zu beginnen, ohne bereits genau zu wissen, was wir sagen werden.

MANTRAS UND SPIRITUELLE PRAXIS

Von da gingen wir über zu einem speziellen Thema, das aus Monia’s Erkenntnis mit Mantras, speziell mit OM entstand: “wenn Du im OM bist, bist Du darin geborgen”. Auf dem langen Weg war sie die ganze Zeit im OM geborgen, das Urvertrauen ins SEIN. Birgitta berichtet über die verschiedenen Antworten in ihrem Körper auf OM und dem hebräischen Gottesnamen (klingt etwa so: Jachue). Der Name Gottes soll ja nicht ausgesprochen werden; Birgitte gibt uns Erklärungen dzu. Wußtest Du. das “AMEN” auch ein Mantra ist, das dieselbe Wurzel hat wie OM? Warum Mantras singen und generell spirituelle Übungen machen? Monia zitiert Ken Wilber, der sagt: Übung kann das Resultat nicht herbeiführen, aber durch das Üben wird es wahrscheinlicher, dass das ersehnte Resultat eintreten kann.

In Fortführung der Gedanken über den ko-kreativen Prozess, der sich des Feldes bedient, sprechen wir auch über das Weiterwirken der Vergangenheit in die Gegenwart, über das, was in uns weiterlebt, was von anderen Menschen und anderen Zeiten herüber kommt. Wer schon einmal den erstaunlichen Prozess von Familienaufstellungen erlebt hat, weiß genau, dass dies nicht nur Erfindungen oder Worte sind, sondern dass wir tatsächlich tief verbunden sind in diesen Feldern, ob wir das wollen oder nicht, ob wir dessen gewahr sind oder nicht. Von da kamen wir zu einem wertvollen Aspekt in der Bedeutung von Tod: Monia sagt, der Tod ist eine Herausforderung zum klar werden. Widersprüche können auf der rationalen Ebene nicht geklärt werden, wir brauchen subtile und kausale Zustände. Um besser zu verstehen. Träume können da wichtig werden.

VORAUSSETZUNGEN FÜR KO-KREATIVITÄT

Im Versuch, auf der Metaebene noch einmal zusammenzufassen, was ein ko-kreatives Gespräch ausmacht, kamen folgende Qualitäten auf:
Stille

  • Hineinhorchen
  • Ausgerichtet sein auf das größere Ganze
  • Eintauchen ins SEIN und WERDEN
  • Hingabe
  • Radikaler Respekt und Achtsamkeit
  • Sich gegenseitig befruchten durch die innere Haltung
  • Präsenz, Erspüren und Erfühlen im Inneren, gesunde Lebendikeit
  • Aus dem Subtilen ins Konkrete kommen

DIE ZUSTANDSEBENEN

Nach einer Stunde intensiven Gesprächs machten wir noch einen Ausflug ins Kausale, dessen Sprache das nicht-sprechen ist. Wir fühlen uns inspiriert, den Zustandsebenen mehr Aufmerksamkeit zu widmen, sie zu erforschen, inwieweit das möglich ist mit Sprache und uns auch Gedanken über die Bedeutung unseres physischen Körpers zu machen.

Zurückkommend auf das Thema: ko-kreative Gespräche. Für uns, die wir aktiv darin beteiligt sind, sind sie belebend, inspirierend, manchmal wie ein kleines Wunder. Wir gelangen zu Erkenntnissen, die wir allein, durch hinsetzen und ausdenken wahrscheinlich nicht so klar hätten finden können, Wir genießen es, miteinander das Flugzeug zu bauen, während es bereits fliegt. Es ist ein freudvoller Prozess, ganz anders als solche Gespräche, wo wir von vornherein erwarten, dass bestimmte Ergebnisse herauskommen sollten und wir unseren Teil dazu adäquat zu geben haben – oder eben als inkompetent eingestuft zu werden. All dies fällt weg im ko-kreativen Gespräch und jeder ist inspiriert, über sich selbst hinauszuwachsen im vollen Vertrauen auf das Eingebettet Sein in die ko-kreative Gruppe, im Kleinen wie im Großen.

Am Gespräch nahmen teil:
Monia Frühwirth
Heidi Hornlein
Birgitta Kogler
Marie-Rose Fritz

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