CONVERSATIONS THAT MATTER
Macht, Entwicklungsstufen und die Rolle von Frauen – mit Barbara Küchler
Heidi schreibt
Unser Zeitalter ist durch Machtkämpfe geprägt, in der Wirtschaft, den Finanzen, der Politik, aber auch im privaten Leben. In der Coronakrise befiehlt die Macht, was wir zu tun und zu lassen haben, und so mancher fühlt sich demgegenüber machtlos und gehorcht widerspruchslos. In der Familie ist es meist ganz klar, wer die “Hosen an hat” und wer sich zu fügen hat, ebenso in gesellschaftlichen Gruppierungen.
Es sieht so aus, als ob “Macht” ein immer währendes Element im menschlichen Leben ist. Aber beim genaueren Hinsehen wird klar, dass solche Machtstrukturen sich erst mit dem Auftauchen des “solaren Egos” (Ken Wilber in “from Eden”) gebildet haben. Vorher, in den kleinen und oft nicht sesshaften Stämmen gab es Rollen und eine Art von “natürlicher Führung”, die man mit dem Ausdruck “Macht zu etwas” (im Gegensatz zu “Macht über etwas”) bezeichnen könnte.
Wenn der Machtbegriff und die Machtausübung, die uns seither begleitet, erst an einer bestimmten Stelle in der Menschheitsentwicklung aufgetaucht ist, dann wäre es doch denkbar, dass beides sich verändern und womöglich sogar wieder ganz verschwinden könnte?
In unserem Gespräch beschreibt Barbara Küchler, wie sich Macht versteht,,äußert und verändert in den jeweiligen Entwicklungsstufen, in denen sich die Menschen jeweils befinden und wie spezifisch sie auf diese verschiedenen Manifestationen reagieren. Es ist ja keineswegs so, dass alle Menschen auf der Welt die gleiche Entwicklungsstufe erreicht haben, ja noch nicht einmal in jedem Land oder in jeder Gruppe. Und wenn man schon einmal sein Zentrum in einer spezifischen Stufe hat, heißt das noch lange nicht, dass man nicht unter besonderen Umständen wieder auf frühere Stufen zurückfallen könnte.
Wir sprechen über Phänomene, die man in der gegenwärtigen Coronakrise beobachten kann. Welche Kräfte sind wirksam und welcher Stufe kann man sie zuordnen? Das gilt sowohl für die Machtausübenden, als auch für die Menschen, die sich mit dieser Machausübung konfrontiert sehen. Wie sie reagieren hängt von der Stufe ab, in der sie sich gerade bewegen, und das ist keinesfalls immer diejenige, die sie im Laufe ihrer Entwicklung bereits schon einmal erreicht hatten. Wenn konfrontiert mit Angstmacherei antworten viele Menschen mit Regression in frühere Stufen, aber es kann auch zu einem Bewusstssceinschub kommen, der dann den Weg in die nächst höhere Stufe bereitet.
Wenn man die Muster auf den verschiedenen Stufen kennt, kann man viel besser verstehen, warum die Verhaltensweisen und Denkprozesse, die uns jetzt begegnen, so verschiedenen sind. Wir können uns auch klar darüber werden, wie unsere Kommunikation mit den Leuten, die sich gegenwärtig auf früheren Stufen befinden, aussehen könnte, denn gelingende Kommunikation hängt von denjenigen ab, die einen weiteren Horizont haben, die sich auf einer relativ höheren Stufe bewegen, da sie ja alle früheren Stufen durchlaufen sind und sie in sich tragen, während dem anderen die fortentwickeln Handlungs- und Denkmöglichkeiten nicht zur Verfügung stehen.
Natürlich sprechen wir auch über die Situation der Frauen in den Machtkonstellationen. Unsere Welt heute ist das Ergebnis von maskulinen Mustern und Strategien. Hier finden wir die “Macht über”, hierarchische Strukturen, Dominanz und Unterordnung. Solange Frauen diese Strukturen übernehmen, um an die Macht zu kommen, kann das Problem der “verrückt gewordenen Welt” nich gelöst werden. Weibliche Energie ist intrinsisch kollaborativ und nicht-hierarchisch – was nicht heißen soll, dass alle Frauen per se gut darin wären und Männer überhaupt nicht. Sehr wohl aber ist es wichtig, die persönliche Macht zu entwickeln, die “Macht zu”, die uns hilft, wirksam in der Welt unseren Beitrag leisten zu können.
In der 6. Stufe beginnen die Menschen, Frauen wie Männer, von der Hierarchischen Ordnung Abstand zu nehmen und sich horizontal aufzustellen. Hier beginnt “die Macht”, sich stark zu verändern und man kann einen Ausblick gewinnen darauf, dass eine Welt möglich ist, in der die gegenwärtigen Machtspiele nicht mehr notwendig sind und von einer ko-kreativen Form des Zusammenlebens abgelöst werden wird.
Das Fazit: Diese Krise birgt in sich die Möglichkeit, dass die Menschen es schaffen, in die für sie nächste Entwicklungsstufe zu kommen. Damit würden genug in jenen Stufen ankommen, in denen ein wirklicher Paradigmenwechsel möglich ist und neue Strukturen emergieren können, die die alten Strukturen der dominanten Machtausübung hinter sich lassen werden.
Videopost fü Juli 2021
Die Entwicklungsebenen, die im Video besprochen werden
Dieses und mehr Schaubilder HIER herunterladen
Über Barbara Küchler
Auf der persönlichen Ebene war der Stufenübergang von der Moderne in die Postmoderne für Barbara Küchler mit einem Berufswechsel verbunden. Sie hängte die erfolgreiche IT-Führungs-Karriere an den Nagel und bildete sich zur Organisations-Entwicklerin und Führungs-Coachin weiter.
Im Zuge dieser Ausbildung lernte sie die Arbeit von Ken Wilber kennen und schätzen, absolvierte eine Ausbildung bei Don Beck in Spiral Dynamics und studierte diverse weitere Stufenmodelle.
Zusammen mit ihrem Ehemann Gerhard Klein entwickelte sie ein Organisations-Entwicklungs-Stufenmodell, welches die beiden seit mehr als 16 Jahren in der Praxis erfolgreich anwenden und weiterentwickeln.
2020 haben Barbara und Gerhard das Buch Stufenentwicklung herausgegeben, in welchem sie den Verwebungen zwischen Kulturentwicklung und Individualentwicklung auf den Grund gehen. Gerade eben erscheint ihr zweites Buch Stufenentwicklung in der Praxis. Darin zeigen die beiden auf, wie man die Stufenentwicklung von Menschen und Organisationen gezielt fördern und unterstützen kann.
Weitere Informationen:
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